Mit dem VIA-Rail nach Ottawa

Montagmorgens bin ich bereits um 08:00 Uhr am Busbahnhof in Niagara-Falls. Von dort bringt mich der Greyhound-Bus, der schon bereit steht, zurück nach Toronto. Die Fahrt verläuft wie immer bestens. Im Vergleich zum Samstag ist es nicht so voll. Vielleicht waren es auch die Tagestouristen, die vormittags von Toronto kommend, abends wieder zurück fahren. Oder die Victoria-Day-Urlauber, die noch bis zur letzten Minute hier verweilen.

Der Bus hält auf Rückfrage auch an der Union Station, dem Hauptbahnhof für Züge an der Front Street. Ideal, denn mein Koffer läßt sich immer schwer ziehen. Eins der Transporträder scheint ein wenig hinüber zu sein. Aber es geht noch. Dann erkunde ich mich nach dem Ablauf. Ja, nach Ottawa möchte ich. Ah, checked-in-baggage möglich. Das heißt: Hier kann man seinen Koffer aufgeben und am Zielort in Empfang nehmen. Finde ich eine bequeme Sache. Gab es glaub ich auch mal früher bei der Deutschen Bahn, aber wie vieles in Deutschland gegen einen entsprechenden Aufpreis. Hier ist Service einfach kanadisch, also kostenlos. Wie schön, dann kann ich mich mit meinem leichteren Rucksack noch etwas in Downtown bewegen. Ja, die Shops sind aufgrund des Feiertages größtenteils geschlossen. Aber ich mache trotdem noch einen kleinen Spaziergang.

Boarding ist um 11:45 Uhr. Boarding!? Ja, es ist wie beim Fliegen. Denn hier kann man nicht einfach auf den Bahnsteig gehen, warten bis der Zug einfährt und den Zug besteigen. Hier erfolgt ein Check-In wie beim Flugzeug. Zunächst stehen wieder einmal alle Reisenden ordentlich in einer Reihe. Zunächst kommen die First-Class-Reisenden dran, anschließend dürfen die Economy-Reisenden den Weg Richtung Bahnsteig betreten. Das Ticket wird von einem Mitarbeiter der VIA-Rail geprüft und entwertet. Wo ist Wagen 4? Ach hier. Bin schon da! Wie schön ein Fenster-Platz. Nur ich ahne, es ist nicht so ganz Wunsch-Seite. Der Zug setzt sich in Bewegung. Und er scheint bis auf den letzten Platz ausgebucht zu sein. Die Reisenden kommen wohl alle aus dem verlängerten Wochenende zurück. Es ist ein angenehmes Rumpeln, wie man es von Flugzeugen kennt, die in Startposition gehen. Die Union-Station verlassen wir und wir begeben uns auf die Fahrt Richtung Ottawa. Die nächsten etwa zwei Stunden fahren wir bis Kingston mit einem Zwischenstopp westwärts. Entlang des Ontariosees, der sich halt auf der anderen Fensterseite befindet. Aber es ist ein wahrer Genuss. Ich komme auch – wie sonst – schnell ins Gespräch mit meinem Sitznachbarn, der kurz vor Ottawa aussteigen wird und sich freut „A real german“ neben sich zu haben. Ganz meinerseits. Unterwegs sieht man die grüne Landschaft an sich vorbeiziehen. Und wie gesagt – auf der linken Seite kann man den Blick auf den See genießen. Ab Kingston fährt der Zug weiter Richtung Norden. Also nun ist jeder gleichberechtigt. Der Zug macht noch dreimal einen Zwischenstopp. Unter anderem in Smiths Falls. Dieser Bahnhof ist deswegen erwähnenswert, weil hier der Zug größer ist als der vorhandene Bahnsteig. Fünf Minuten vor der Einfahrt des Zuges in den Bahnhof werden wir informiert, daß es zwei Stopps gibt. Einen Stopp für die ersten drei Wagen, und einen weiteren Stopp für die aussteigenden Zuggäste im hinteren Teil des Zuges.

Pünktlich gegen 17:00 Uhr erreichen wir Ottawa Gare Central. Hier aber noch eher Central Train Station genannt. Aber zunächst muss ich noch am Baggage Counter warten, bis dieser öffnet, damit ich meinen Koffer wieder in Empfang nehmen kann. Alles klappt prima. Ich suche die Bushaltestelle, von der ich dann Richtung Laurier Street fahre. Mit einem guten Tempo fährt der los, während ich gerade mit Sack und Pack dabei bin, mich hinzusetzen. Die Fahrt dauert vielleicht knapp 10 Minuten. Von dort aus sehe ich schon das Straßenschild, wo sich meine Unterkunft befindet.

Dieses Mal übernachte ich in dem IH Jail Hostel in Ottawa. Es war früher ein Gefängnis und abends kann man hier sogar an einer Besichtigungstour teilnehmen. Eine wirklich schöne Sache. Das Einchecken dauert ein wenig länger, aber ich bin ja auch im Urlaub.

Abends gehe ich Richtung ByWard Market. Hier befinden sich Cafés, Restaurants, Pubs (vor allem irische und schottische Namen sind zu finden). Ich gönne mir ein Moosehead Lager, welches kanadisch ist. Das tat gut, ich hatte gerade mal einen absoluten Durst nach Bier. Aber weiter mache mich auf den Weg nach Parliament Hill. Hier soll es gleich ein Feuerwerk geben. Das muss wohl in der Vergangenheit so gewesen sein. Heute findet es im Süden statt. Ich höre im Hintergrund das Knallen von Raketen, aber bereits nach einer kurzen Zeit ist nichts mehr zu hören. Zu sehen ist von hier aus nichts. Etwa eine Stunde vorher hat es noch geregnet. Vielleicht sind auch die Raketen nass geworden und nicht alle Raketen sind erfolgreich gestartet. Schon jetzt entdecke ich aber die Vielfalt der Sehenswürdigkeiten, die ich noch am nächstenTag genauer unter die Lupe nehmen werde.