Wieder einmal geht es weiter. Ich verlasse heute Ottawa, wo es mir gut gefallen hat, und fahre wieder mit dem VIA-Rail. Das Prozedere ist wie beim letzten Mal, nur dieses Mal habe ich keine Möglichkeit, den Koffer vorher einzuchecken und abzugeben. Zumal ich ja auch noch einmal umsteigen werde. Es läuft alles prima. Ich finde meinen Platz – ich glaube eine Reservierung ist für den VIA-Rail obligatorisch.
Der Zug verlässt den Bahnhof und bereits schnell wechselt man auch die Provinz, denn sobald ich die Stadtgrenze Ottawas hinter mir habe, befinde ich mich nun in der Provinz Québec, in der ich bis zum letzten Tag meiner Reise verweilen werde. Wieder einmal wandern saftgrüne Felder an mir vorbei. Der Zug heute ist im Vergleich zum letzten Mal nicht voll. Eher recht leer. Einige Strecken sind nur eingleisig, so daß wir auch einmal warten mussten , um einen in die Gegenrichtung fahrenden Zug vorzulassen. Somit haben wir am Umsteigebahnhof in Montréal 15 Minuten Verspätung. Aber die sind bereits bei mir einkalkuliert. Es hätte auch etwas anders kommen können, da die Canadian Pacific Streiks für diesen Tag angekündigt hat. Und ein Teil der von der VIA befahrenden Routen entsprechen auch den Routen der Canadian Pacific. Die Route Ottawa – Montréal – Québec City ist aber in der Hand von der VIA. Schon Minuten vor dem Erreichen des Kopfbahnhofes in Montréal erkenne ich diese Stadt. Sie ist mir vertraut wie keine andere Stadt in Kanada. Auch nach mehr als 12 Jahren Abwesenheit.
Heute steige ich – wie bereits gesagt – nur um. Ich muss den Zug verlassen und einen Moment in der großen Bahnhofshalle warten. Und wieder einmal heißt es Boarding. Und erneut kein Checked-Inn-Baggage. Kein Problem. Ich steige in den Zug, stelle meinen Koffer ab, zwanzig Minuten bis zur Abfahrt nutze ich um noch ein wenig die WIFI-Möglichkeiten für das Internet auszunutzen. WIFI habe ich auf der ganzen Zugstrecke von Toronto über Ottawa und Montreal bis nach Québec City. Und ist es im Fahrpreis inklusive. Der Zug setzt sich in Bewegung. Das Ziel rückt näher. Bin schon neugierig, was mich erwartet. Aber zunächst genieße ich auch diesen Teil der Fahrt.
Kurz vor der Ankunf in Québec City, überqueren wir eine Brücke und fahren in diversen Kurven zum Gare du Palais. Der Bahnhof ist im Zentrum gelegen, in der Unterstadt.Und das Gebäude ist ein Foto wert. In der Unterstadt. Die meisten Sehenswürdigkeiten, die ich in den nächsten Tagen entdecke, befinden sich aber oberhalb, also in der Oberstadt.
Ich verlasse den Zug und erkundige mich, wo ich die Fahrkarten für die innerstädtischen Busse bekommen kann. Es gibt einen Zeitschriftenhandel im Bahnhof, wo es diese Tickets für einen, aber auch für zwei Tage gibt. Aber es scheint sich wirklich um die Tage zu handeln. Ähnlich wie in Toronto ist es ein Tagesticket kein 24 Stunden-Ticket. Zu kaufen gibt es diese Tagestickets in ausgewählten Tabakgeschäften oder in einem Zeitschriftenhandel.
Jetzt muss ich nur noch ich die Haltestelle der Linie 800 suchen. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Ich ziehe von einer Haltestelle zur anderen und bekomme unterschiedliche Antworten. Letztendlich hilft mir jemand, die Haltestelle zu finden. Die Linie 800 fährt in Richtung Osten. Richtung Universität. Genau in dieser Richtung liegt meine Unterkunft. An der Haltestelle Hollande (so wie der neue französische Ministerpräsident) verlasse ich den Bus – in dem die Haltestellen übrigens weder angezeigt noch angesagt werden – und ziehe meinen Koffer zu der gebuchten Auberge Maison Roy. Eine gute B&B-Adresse, wie sich herausstellt. Ein tolles Zimmer, für das Frühstück bekomme ich Gutscheine, die ich an einer in der Umgebung befindlichen Adresse einlösen kann.
Schnell mal eine Dusche, und noch einmal heraus. Auf in die Nähe der Altstadt. Ja, wohin sonst. Ich begebe mich in den Park, der sich von der Universität kommend hinter dem großen Theater befindet. Man sieht Jogger, Fussballspieler, Leute, die einfach nur relaxen und sich von der mitterweile abendlichen Sonne verwöhnen lassen. Ich werde sicherlich noch vieles entdecken. Wie auch an diesem Abend das Chateau Frontenac. Das bekannte Hotel, welches auf jeder Postkarte Quebec Citys zu sehen ist. Bessere Werbung kann die Hotelkette Faumont gar nicht haben. Hier in der Nähe genieße ich von einer Plattform den Blick Richtung St. Laurenz Strom. Im Hintergrund höre ich einen Klavierspieler den Entertainer von Scott Joplin spielen. Ein wenig später fahre ich zurück in die Auberge. Bin müde. Morgen möchte ich zu den Montmorency-Falls.